Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Eisenberg (Pfalz)
Kurzberichte zu örtlichen kommunalen Einrichtungen
Zur Feuerwehr und zu Feuerwehrgerätehäusern
von Gustav Eichling
a) Feuerwehr
Zur Bekämpfung von Bränden wurden, soweit man sich zurückerinnert, schon immer örtliche Einrichtungen zur Brandbekämpfung, so genannte Feuerwehren, geschaffen. Erinnert sei z. B. auch an das Gabholzrecht am Stumpfwald. Danach waren die Bürger von Eisenberg, Ramsen u. a. bei Waldbränden zur Brandbekämpfung verpflichtet. Als Gegenleistung bestand das Gabholzrecht.
Zur neueren Geschichte der Feuerwehr:
Ich war in den Jahren 1934 - 1939 auch Sachbearbeiter für die Feuerwehr in Eisenberg. Zugleich auch so genannter Adjutant bei dem Feuerwehrkommandanten von Eisenberg, Karl Nippgen. Zu dieser Zeit waren ganze männliche Jahrgänge zum Dienst in der Feuerwehr aufgrund einer Polizei-VO verpflichtet. Sie wurden zum Dienst in der Feuerwehr aufgefordert. Wer ohne Begründung zu Übungen oder Brandeinsätzen nicht erschien, konnte bestraft werden - Geldstrafe -. Gewöhnlich waren 3 männliche Jahrgänge mit etwa 120 Mann feuerwehrpflichtig. Trotzdem sprach man von „Freiwilliger Feuerwehr„. Diese Regelung galt auch noch viele Jahre nach dem 2. Weltkrieg.
Die Feuerwehr bestand aus
- einer Steiger- (Leiter-) mannschaft, deren Führer war früher Lakas Jak.
- einer Spritzenmannschaft, Führer Wilhelm Heß und
- einer Ordnungsmannschaft, auch Steckenmannschaft genannt.
Der Steigermannschaft standen Anstell- und Dachleitern zur Verfügung.
Die Spritzenmannschaft bediente eine Saugdruckpumpe. Auf jeder Seite 8 Mann und zugleich weitere 8 Mann zur Ablösung.
Die Spritzenmannschaft musste ihre Spritze mit eigener Kraft an den Einsatzort bringen. Auch die Schlauchwagen mussten durch die Männer an den Einsatzort gefahren werden. Dann Verlegung der Schlauchleitungen und Anschluss der Hydranten.
Die Absperrmannschaft hatte Stäbe mit Schnüre.
Zur Steigermannschaft wurden meistens die Handwerker genommen.
Die Steiger- und Spritzenmannschaft musste einen Feuerwehrspritzhelm tragen, teilweise auch eigene Feuerwehrjacken.
Als Ausrüstung waren im Spritzenhaus auch noch eine größere Anzahl von Wassereimern aus Zellstoff. Mit diesen wurden durch eine Menschenkette vom Eisbach oder einem Brunnen Wasser an die Brandstelle geschafft. Einen solchen Einsatz habe ich nicht mehr erlebt, da ja genügend Hydrantenanschlüsse im Ort waren.
Auch erinnere ich mich noch an die Inspektionen der Feuerwehr durch den Kreisbrandinspektor G. Kinzer (Schuhmachermeister) aus Eisenberg, Kerzenheimer Straße. Die Feuerwehrabteilungen waren in einem offenen Viereck auf dem Marktplatz angetreten.
Kinzer kam stolz in Uniform, mit Schleppsäbel und ordensgeschmückter Brust von seinem Haus auf den Marktplatz. Kommandant Nippgen machte Meldung und beide schritten die angetretenen Feuerwehrmänner ab. Das ging ein bisschen militärisch zu.
Wie erfolgte früher die Alarmierung bei Übungen oder Brand?
Bei Brand konnte mit einer Kirchenglocke „Sturm“ geläutet werden; nur Anschlag des Glöppels an eine Seite.
Auch ein Hornist alarmierte bei Brand oder Übungen. Der letzte Hornist der Eisenberger Feuerwehr war Ludwig Vetter.
Vetter fuhr mit dem Fahrrad durch den Ort und blies mit seiner Trompete „Alarm“.
Die Änderung trat 1934/35 mit der Einführung des Luftschutzes und der Installierung von Sirenen auf dem Rathaus und am Ende der Kerzenheimer Straße ein. Im Rathaus war der Schalter zum Auslösen des Alarms. Heute wird der Alarm durch eine zentrale Stelle ausgelöst. Bei einem kleineren oder auch sonstigen Einsatz der Wehr erfolgt die Alarmierung einer begrenzten Zahl von Wehrleuten durch Funk.
Nach Berichten von Feuerwehrleuten, die in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg bei der Feuerwehr waren, wurden in diesen Jahren noch männliche Jahrgänge zum Feuerwehrdienst herangezogen.
Die Feuerwehr nannte sich „Freiwillige Feuerwehr„, obwohl die jungen Leute zum Feuerwehrdienst verpflichtet waren.
Ich nehme an, dass mit der Motorisierung - Tanklöschfahrzeug, Drehleiter usw. wo nur noch Männer und jetzt auch Frauen sich für den Dienst bei der Feuerwehr meldeten und dann für viele Jahre der Wehr angehörten, die wirkliche Stunde der „Freiwilligen Feuerwehr“ war. Mit den neuen Geräten waren nur noch Spezialisten für ihre Bedienung erforderlich und dies konnten nur Leute sein, die mit Begeisterung und freiwilliger Hingabe ihren Dienst bei der Feuerwehr für die Allgemeinheit verrichteten.
b) Die Feuerwehrgerätehäuser in Eisenberg
Bisher war ich der Ansicht, dass das so genannte Spritzenhaus in der Kerzenheimer Straße (heute Anwesen Kauth) - das erste Gebäude für die Feuerwehrgeräte in Eisenberg gewesen sei. Aber das stimmt nicht, denn im Juli 2004 stellte ich in Archivunterlagen der Stadt vom Jahr 1919 fest, dass das
1) erste Feuerwehrgerätehaus
lt. Katasterauszug als „Feuerwehrrequisitenhaus„ das in der Hauptstraße Nr. 71 1/2 (alte Hausnummer) stand. Das Haus stand zwischen der ehemaligen Simultankirche und der Wirtschaft „Zum Karpfen“ und ist m. E. zusammen mit der Simultankirche im Jahr 1897 abgerissen worden um Platz für den Bau der neuen Prot. Kirche zu schaffen. Heute ist die Grundstücksfläche mit 70 qm westl. Kirchgarten. Die polit. Gemeinde hat mit Not.Urk. vom 25.11.1919 der Prot. Kirchengemeinde Eisenberg das Grundstück zum Kirchgarten geschenkt.
2) Das zweite Feuerwehrgerätehaus
Es war das Anwesen Kerzenheimer Straße 10, auch Spritzenhaus genannt, heute nach Um- und Ausbau die Drogerie Kauth. Gebaut wurde das Spritzenhaus im Jahr 1902, nach alten Unterlagen im Anschluss an das Anwesen des Spenglermeisters August Löwenstein, einer jüdischen Familie, die schon um 1885 in Eisenberg zugezogen ist.
Das Spritzenhaus hatte 2 Räume zum Unterstellen der Saugdruckspritze, Schlauchwagen, den Feuerwehrleitern und sämtlichem Kleingerät. Auch waren damals noch eine größere Anzahl von Wassereimern aus Zellstoff vorhanden, mit denen man durch eine Menschenkette Wasser vom Eisbach oder Brunnen zur Brandstelle transportierte. Als die Anschaffung des ersten Tanklöschfahrzeuges für die Eisenberger Feuerwehr diskutiert, ja akut wurde, reichten die Räume im Spritzenhaus nicht zur Unterstellung eines Tanklöschfahrzeuges. Im Spritzenhaus war auch noch ein Fahrzeug des Roten Kreuzes. Neue Räume für die mot. Fahrzeuge und modernes Gerät der Feuerwehr mussten geschaffen werden.
3) Das dritte Feuerwehrgerätehaus
Im Jahr 1953 baute die Gemeinde ein neues, das 3. Feuerwehrgerätehaus. Rückwärts von dem alten in der Kerzenheimer Straße 10 a, heute das Stadt-Cafe. Die beiden Garagenräume im Spritzenhaus wurden dem Roten Kreuz zum Unterstellen seiner Sanitätsautos zur Verfügung gestellt.
Die ganze Fläche im Erdgeschoss des neuen Gebäudes standen nur der Feuerwehr für das Tanklöschfahrzeug und das weitere Gerät der Feuerwehr zur Verfügung.
Ich nehme an, dass dies auch der Zeitpunkt war, wo die Feuerwehr nur noch aus Leuten gebildet wurde, die sich freiwillig für den Dienst bei der Feuerwehr meldeten. Dies dürfte der Zeitpunkt der „Freiwilligen Feuerwehr Eisenberg„ gewesen sein.
Aber auch bald wurde dieses Feuerwehrgerätehaus wieder zu klein, da die Bevölkerung von Eisenberg stetig anwuchs und die Aufgaben der Feuerwehr immer umfangreicher wurden. Nicht nur zur Brandbekämpfung waren sie zuständig, es kamen die Beseitigung von Autounfall-, ÖI- und Umweltschäden hinzu. Die Stadt erwarb 1963 das Gelände zwischen der Goethe- und Schulstraße, plante ab 1965 und baute den Bau- und Werkhof mit Werkstätten, Fahrzeughallen und Verwaltungsgebäude.
Mit der Bildung der Verbandsgemeinden, ab 01.11.1972 gingen gesetzlich die Feuerwehrangelegenheiten von der Stadt auf die Verbandsgemeinde Eisenberg über. Die Verbandsgemeinde Eisenberg errichtete nun im Anschluss an den Bau- und Werkhof das
4) vierte Feuerwehrgerätehaus in Eisenberg
Dieses neue Feuerwehrgerätehaus ist nun mit den modernsten technischen Einrichtungen ausgestattet. Es hat eine große Fahrzeughalle zur Unterstellung der Motorfahrzeuge, wie Tanklöschfahrzeuge, die Drehleiter, Pumpen und sonstige Fahrzeuge. Ferner einen großen Schulungsraum, in dem auch Ratssitzungen abgehalten werden. Weiter ist eine Funkzentrale und Räume für verschiedene Einsatzgeräte, für Atemschutzgeräte. usw. vorhanden. Ich glaube feststellen zu können, dass dieses Feuerwehrgerätehaus und die Ausstattung der Feuerwehr Eisenberg den heutigen Erfordernissen einer modernen Wehr, ja Stützpunktwehr entspricht.
Die Feuerwehr Eisenberg hat heute eine aktive Mannschaft und eine Jugendfeuerwehr. Auch sind heute Frauen und Mädchen bei der Feuerwehr willkommen.
Kurzer Überblick der Feuerwehr
früher
- Alarmierung
- durch Hornist und Großeinsatz
- durch Sturmläuten einer Kirchenglocke
- Feuerwehrdienst: Pflicht; nur Männer
- Leitern auf Schultern zum Einsatz
- Saugdruckpumpe durch persönliche Kraft im Laufschritt zum Einsatz
- das Gleiche mit Schlauchwagen
- Menschenkette mit Wassereimern
heute
- Alarmierung
- Kleineinsatz durch Funk
- Sirene - Feueralarm
- Feuerwehrdienst: freiwillig; Männer und Frauen
- Geräte alle auf Motorfahrzeugen
Eisenberg, im August 2004
F. d. R.
OAR i. R.
Gustav Eichling